26. Mai 2018. Champions League Finale in Kiew. Liverpool gegen Real Madrid. Es steht 2:1 für die Spanier und Gareth Bale probiert es mit einen scheinbar harmlosen Schuss aus gut 35 Metern Entfernung. Eigentliche keine Gefahr für das gegnerische Tor…eigentlich. Loris Karius, der an diesem Abend bereits einmal gepatzt hatte, war mit seinen Gedanken wohl bereits bei der nächsten Spielsituation, wollte den nächsten Angriff einleiten, um doch noch die Wende zu bringen. Was dann geschah, haben viele gesehen…der deutsche Torwart kann den Ball nicht halten, er flutscht ihm im wahrsten Sinne des Wortes durch die Finger und fällt ins Tor.
Die Entscheidung.
Nun zerreißt sich die halbe Welt den Mund über einen jungen Mann, der anscheinend nicht einmal die Grundlagen seines Berufs beherrscht. Ich bin mir sicher, er beherrscht sie, er hat sie abertausende Male trainiert, sie sind inzwischen Automatismen. Sie sind in seinem Unterbewusstsein gespeichert. Er muss sich im Normalfall nicht darauf konzentrieren und es funktioniert dennoch…meistens.
Das Unterbewusstsein ist etwas wahnsinnig Faszienierendes. Um die 95% unserer Entscheidungen und unserer Tätigkeiten erledigen wir unterbewusst. Manche mehr, manche weniger.
Doch gerade in Zeiten der Digitalisierung sollten wir uns fragen, wie unterbewusst wollen wir leben? Genießen wir überhaupt den Moment, nehmen wir uns aktiv, bewusst Zeit für die Dinge, die uns wichtig sind im Leben? Ablenkung wartet an jeder Ecke. Reizüberflutung ist das Stichwort.
Push-Nachrichten unserer Smartphones sind für mich der Innbegriff der Ablenkung. Sie reißen uns ständig aus unserer Umgebung. Ein Newsletter hier, eine Nachricht im Gruppenchat da. Wir gehen mit Freunden ein Bier trinken und sind trotzdem dauernd am Handy. Sind wir dabei überhaupt mit den Gedanken an dem Ort, wo wir uns gerade befinden? Warum treffen wir uns mit Freunden, wenn wir Ihnen nicht unsere volle Aufmerksamkeit schenken? Könnten wir unsere Zeit nicht viel besser nutzen? Warum treffen wir uns nicht mit den Leuten, mit denen wir gerade schreiben?
Ich war das Paradebeispiel für die Person, die ich oben beschrieben habe. Ich konnte die Hände nicht vom Smartphone lassen. Ich war dauerhaft unter Stress und hatte Angst etwas zu verpassen.Ich versuchte alles gleichzeitig zu machen, an mehreren Orten an einem Abend zu sein. Doch dadurch war ich überall nur ein bisschen.
Vor einigen Wochen bin ich auf eine alte Weisheit aus dem Buddhismus gestoßen:
„Ein Schüler fragte einmal seinen Meister, warum dieser immer so ruhig und gelassen sein könne.“
Der Meister antwortete:
“Wenn ich sitze, dann sitze ich.
Wenn ich stehe, dann stehe ich.
Wenn ich gehe, dann gehe ich.
Wenn ich esse, dann esse ich.“
„Der Schüler fiel dem Meister in Wort und sagte:
“Aber das tue ich auch! Was machst Du darüber hinaus?”
Der Meister blieb ganz ruhig und wiederholte wie zuvor:
“Wenn ich sitze, dann sitze ich.
Wenn ich stehe, dann stehe ich.
Wenn ich gehe, dann gehe ich…”
Wieder sagte der Schüler: „Aber das tue ich doch auch!“
„Nein“, sagte da der Meister.
„Wenn Du sitzt,dann stehst Du schon.
Wenn Du stehst, dann gehst Du schon.
Wenn Du gehst, dann bist Du schon am Ziel.”
In dieser Geschichte konnte ich mich zu hundert Prozent wieder finden. Und noch viel besser: ich erkannte sofort, dass hierin eines meiner größten Probleme lag. Ich habe in meinem Leben Beispielsweise schon dutzende Sachen verloren, aber nicht weil ich per se ein vergesslicher Mensch bin, sondern weil ich selten und gerade in diesen Situationen nicht mit meinen Gedanken bei der Sache war. Ich war immer schon einen Schritt weiter.
Seit ich mir dessen bewusst bin, habe ich mein Leben verändert. Ich habe beispielsweise Push-Benachrichtigungen an meinem Smartphone ausgeschaltet. Ich habe für gewöhnlich auch Outlook an meinem Mac geschlossen. Wenn ich nicht gestört werden will, schalte ich mein Smartphone in den Flugmodus. Wenn ich esse, dann esse ich und lese nicht. Wenn ich Fußball spiele, stehe ich auf dem Platz und meine Gedanken sind zu hundert Prozent auf das Spiel fokussiert.
Ich lebe bewusster. Ich entscheide wann und wo ich erreichbar bin. Ich entscheide, was ich gerade mache und darauf konzentriere ich mich und auf nichts anderes.
Man mag es kaum glauben, aber obwohl man nur noch eine Sache macht und nicht mehr alles gleichzeitig, habe ich mehr Zeit, vor allem für die wichtigen Dinge. Ich weiß die Zeit mit Freunden viel mehr zu schätzen, weil ich dort abschalten kann. Ich kann das genießen, was ich gerade mache und das gibt mir Kraft für alles, was ich erreichen möchte.
Ich lebe im Moment, ich bin mit allen Gedanken in diesem Moment.
Ich lebe bewusst.
Probiere es noch heute aus und spüre wie viel Kraft und Power du plötzlich hast.
Nimm dein Leben in die Hand, es gehört nur dir.
Fokussiere dich auf das, was dir wichtig ist.
Gebe dabei immer 110%, denn das bringt dich weiter.
Wie du das machst?
Das erfährst du in meinem nächsten Blog-Beitrag.
Euer
Micha
Hey Micha,
wirklich ein klasse Beitrag, mit dem ich mich (leider) an vielen Stellen auch identifizieren kann. 🙂
Freue mich schon mehr von Dir zu lesen!
Vielen Dank, freut mich unglaublich das zu hören. Ich glaube es geht sehr vielen Menschen so, gerade in der heutigen Zeit, wo wir ständig erreichbar sind und mit Informationen überflutet werden. Wenn du die Problematik verstanden hast und realisierst, wann du dich auf zu viele Dinge konzentrierst und nicht wirklich bei der Sache bist, worauf du dich gerade konzentrieren wolltest, hast du schon der ersten Schritt getan, bewusster zu leben. 😉